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Pro und Contra Homeoffice

Arbeiten im Home Office – funktioniert der Spagat zwischen Beruf und Privatleben?

Für manche ist es bezahltes Faulenzen; für andere der erste Schritt zum 24-Stunden-Tag und Burn-Out – das Arbeiten von zuhause aus. Dabei wünschen sich viele Arbeitnehmer, durch die moderne Heimarbeit sowohl der Firma als auch der Familie besser gerecht zu werden. Wenn Sie sich als Arbeitnehmer richtig organisieren, wenn Partner, Kinder, Teamkollegen und Vorgesetzte mitspielen, kann das Homeoffice viele Vorteile haben. Dazu zählen

  • mehr Zeit für Kinder, Partner oder sich selbst
  • höhere Produktivität durch zufriedenere, ausgeglichenere Mitarbeiter
  • Bindung von qualifizierten Mitarbeitern an das Unternehmen
  • niedrigere Kosten für Pendler und Firma
Vor- und Nachteile im Homeoffice – wir klären auf!

5 Gründe, die für das Arbeiten im Homeoffice sprechen

1. Work Life Balance – für zufriedene und leistungsfähige Mitarbeiter

Wer im Home Office tätig ist, kann Arbeit, Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, Hausarbeit, Ehrenamt oder Freizeit besser miteinander in Einklang bringen. Vorausgesetzt, er oder sie kann sich gut organisieren und selbst motivieren. Zur Selbstorganisation gehört, feste Zeiten für Arbeit und für private Tätigkeiten zu planen. So ist das Risiko, sich abzulenken zu lassen, geringer.

Heimarbeiter sollten sowohl ihrer Familie als auch Arbeitskollegen mitteilen, wann sie arbeiten und wann private Zeit ansteht. Eine strikte räumliche Trennung, möglichst ein eigenes Arbeitszimmer, gilt vielen als Voraussetzung für dauerhaft erfolgreiches Arbeiten zuhause. Wenn nötig, muss sich der Heimarbeiter während der Arbeit klar abgrenzen – zum Beispiel, wenn Kinder oder Partner ständigen Kontakt suchen. Ebenso gilt, dass Freizeit tatsächlich freie Zeit sein muss: Dann sollten Sie als Homeoffice-Mitarbeiter nicht erreichbar sein, keine Mails checken und sich wirklich entspannen.

2. Flexibel arbeiten, flexibel leben

Statt „Nine to Five“ können Home Office-Arbeitende ihren Tag individuell planen. Heimarbeiter können ohne Stress am Morgen die Kinder in die Kita bringen oder versorgen, bevor sie zur Schule müssen. Wenn sich tagsüber Handwerker ansagen oder am Nachmittag Zeit für den Nachwuchs wichtig ist, können Homeworker ihre eigene Arbeit in die Abendstunden legen. Außerdem haben Heimarbeiter den Vorteil, dass sie ihre Arbeitszeiten nach dem eigenen Biorhythmus ausrichten können.

Homeoffices sind dabei noch flexibler als Gleitzeitmodelle in Unternehmen. Wenn Sie gerne lange schlafen und dafür abends konzentriert arbeiten, können Sie das im Home Office erfolgreich umsetzen. Ebenso wie die „Early Birds“, die am liebsten schon morgens um 5 Uhr die wichtigsten Dinge erledigen, um später Zeit für die Familie zu haben.

3. Konzentration auf das Wesentliche – ungestört und kreativ arbeiten

Studien haben ergeben, dass Mitarbeiter im Homeoffice oft mehr Arbeit ableisten als im Büro. Sie können sich voll auf ihre Aufgaben konzentrieren, werden nicht durch gesprächige Kollegen oder den Lärm eines Großraumbüros abgelenkt. Zudem wird weniger Zeit mit überlangen oder zu vielen Meetings verbracht. Wer im Homeoffice arbeitet, „meetet“ meist per Telefon, Skype, Teams, Hangout oder anderen Konferenzsystemen. Diese virtuellen Besprechungen sind oft zielgerichteter, kürzer und damit effektiver als Präsenzmeetings.

4. Weniger Fahrten, weniger Pendlerstress – Umwelt, Zeitbudget und Nerven werden geschont

Pendeln zum und vom Arbeitsplatz gilt als einer der größten Stressfaktoren für den modernen Menschen. Reduziert sich Ihr Arbeitsweg von vielen Kilometern auf einige Meter, gewinnen Sie sehr viel Zeit. Hinzu kommt, dass die mentale Belastung in Staus oder überfüllten Bahnen wegfällt.

Ein angenehmer Nebeneffekt: Ihr Risiko, sich in der Grippe- und Erkältungssaison bei Kollegen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken, ist viel geringer. Es ist also möglich, dass Homeoffice-Arbeitende entspannter, glücklicher und seltener krank sind. Darüber hinaus wird das Klima geschont: Insbesondere bisherige Autofahrer oder Vielflieger, die ins Homeoffice „wechseln“, verursachen deutlich weniger CO2-Ausstoß und verbrauchen weniger Ressourcen.

5. Kosten für Betrieb und Arbeitnehmer reduzieren

Arbeitnehmer im Home Office sparen nicht nur Zeit und Nerven durch den Wegfall des Pendelns, sondern auch die Kosten. Die Steuervorteile (Absetzen von Werbungskosten), die Arbeitnehmer für den Arbeitsweg geltend machen können, kompensieren die Fahrkosten meist nicht vollständig.

Der Arbeitgeber wiederum spart ebenfalls: Er kann Sozialkosten und sogar Raumkosten reduzieren. Arbeitet ein Großteil der Belegschaft dauerhaft oder häufig zuhause, kann die Firma die Büroflächen verkleinern. Meist geht dies damit einher, dass feste Präsenzarbeitsplätze abgeschafft werden. Wer ins Büro kommt, sucht sich mit seinem Laptop einen freien Arbeitsplatz, wie in einem Coworking Space.

5 Gründe, die gegen die Arbeit im Homeoffice stehen

1. Schnell abgelenkt von der Arbeit?

Die Kinder oder der Partner stören, der Paketbote klingelt, die Küche wird nochmal schnell aufgeräumt – diese und ähnliche Einflüsse können Sie beim Arbeiten zuhause tatsächlich ablenken. Wer sich räumlich und zeitlich nicht klar abgrenzt, wird gerne angesprochen oder „mal kurz“ um Hilfe gebeten. Als im Homeoffice Tätige können Sie sich verzetteln oder regelrecht „zerreißen“: Sie schaffen Ihre Arbeit nicht, und zugleich plagt sie das Gefühl, ihren Angehörigen oder dem häuslichen Alltag nicht gerecht zu werden.

2. Alleine und isoliert arbeiten – wo bleibt der Team Spirit?

Trotz digitaler Kommunikation kann die Arbeit im Home Office zu Vereinsamung führen. Dadurch können Heimarbeiter demotiviert werden. Oder sie verlieren das betriebliche Ziel, Sinn und Zweck ihrer Arbeit aus den Augen. Das soziale Miteinander, das Abstimmen von Arbeitsaufgaben, die Anerkennung und Motivation durch Kollegen und (gute) Vorgesetzte können im Home Office zu kurz kommen.

Auch der berühmte „Flurfunk“ leidet: Informelle, aber wichtige Gespräche mit Kunden, Lieferanten, mit Kollegen oder Mitarbeitern anderer Abteilungen, finden im Home Office weniger statt. Hier sind die Heimarbeiter, die Kollegen im Betrieb sowie Chefs und Chefinnen gefragt. Alle Beteiligten sollten dafür sorgen, dass das virtuelle Kommunizieren klappt und dass regelmäßige Präsenztreffen stattfinden.

3. Karriere adé? Wo bleibt die Anerkennung?

Wenn einige Kollegen zuhause und andere im Betrieb arbeiten, kann eine „2-Klassen-Gesellschaft“ entstehen. Ihre im Home Office erbrachte Leistung wird unter Umständen nicht mehr so wahrgenommen – sowohl vom Team als auch von Vorgesetzten. Das birgt die Gefahr, dass Home Office-Arbeitnehmer bei Gehaltserhöhungen oder anstehenden Beförderungen regelrecht übersehen werden. Selbst wenn moderne Führungskräfte Ihre Arbeitsergebnisse im Home Office wahrnehmen, heißt das nicht, dass die Teammitglieder das auch tun. Ob aus Neid, Machtstreben oder unbewusst – häufig werden die Leistungen der „unsichtbaren“ Heimarbeiter von Präsenzkräften übersehen, heruntergespielt oder gar anderen zugesprochen.

4. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

Ein häufiges Vorurteil gegenüber Heimarbeit lautet, dass Home Office-Worker weniger arbeiten als die Kollegen, die in der Firma tätig sind. Tatsächlich können fehlende Präsenz sowie die Abwesenheit von Vorgesetzten und Büronachbarn dazu führen, dass sich einzelne Heimarbeiter entspannt zurücklehnen. Wer es im Büro zuhause wirklich darauf anlegt, kann sogar elektronische Zeiterfassungs- oder Dokumentationssysteme überlisten, um der Firma Aktivität vorzugaukeln.

Die Führungskräfte sind besonders gefordert, das Verantwortungsgefühl und die Selbstorganisation ihrer Home Office-Mitarbeiter richtig einzuschätzen. Zudem müssen sie durch Motivation, virtuelle und reale Kontakte sowie fachliche Expertise in der Lage sein, die Leistung der Mitarbeiter angemessen zu beurteilen.

5. Ausgebrannt im Home Office?

Wer sich beim Arbeiten zuhause nicht richtig organisiert, strukturiert und motiviert, wird möglicherweise zu wenig oder zu viel leisten. So manchen Homeworker plagt ein schlechtes Gewissen gegenüber Chefs oder Kollegen. Das Vorrecht, zuhause arbeiten zu können, soll dann durch extreme Leistungen gerechtfertigt werden.

Eine weitere Gefahr, die im heimischen Büro lauert, ist, nie richtig abzuschalten. Wer Smartphone, Laptop und sogar den eigenen Schreibtisch in der Nähe hat, gerät schnell in Versuchung, nach Feierabend oder am Wochenende noch etwas zu erledigen. Der Dauerstress nimmt zu, wenn der Arbeitnehmer Heimarbeit und private Aufgaben schwer trennen kann. Dies alles kann Frust, Streit bei der Arbeit oder in der Familie, Krankheit oder gar einen Burn-Out nach sich ziehen.

Video: Studie von Galileo

Fazit: Homeoffice bietet Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber – wenn es richtig gemacht wird

Arbeitnehmer, die Verantwortung für sich selbst, ihre Tagesstruktur und ihre Arbeitsaufgaben nehmen können, sind im Home Office erfolgreich. Sie werden durch die Möglichkeiten, Privat- und Familienleben sowie den Beruf besser miteinander zu vereinbaren, zufriedener und leistungsfähiger.

Der Arbeitgeber profitiert von besseren Arbeitsergebnissen, niedrigeren Krankheitsquoten und kann qualifizierte Fachkräfte langfristig an sein Unternehmen binden.

Damit Home Office-Arbeitsplätze für alle Beteiligten den gewünschten Nutzen bringen, ist zudem die nötige technisch-digitale und räumliche Infrastruktur nötig.

Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor ist, dass Arbeitnehmer, Vorgesetzte und Kollegen in Home Office- und Präsenzzeiten als Team funktionieren, gemeinsam Leistungen erbringen und Ziele erreichen.

Häufige Fragen zur Arbeit im Homeoffice

Was ist wichtig, damit das Home Office auch gut klappt?

Die Basis eines funktionierenden Home Offices ist die technische Ausstattung: Dazu gehören eine ausreichend schnelle Internetverbindung sowie ein (Firmen-)Laptop mit aktuellem Virenschutz und Firewall. Falls Ihre Firma nicht nur webbasierte Anwendungen nutzt oder wenn besonders sensible Daten verarbeitet werden, ist zudem ein geschützter VPN-Tunnel vom heimischen Computer zum Firmenserver nötig. Für die Kommunikation via Telefon, Skype, Microsoft Teams usw. sind zudem Smartphone, gegebenenfalls auch Headset und Webcam nötig. Darüber hinaus sollte Ihr Home Office ein eigener Raum sein, in dem gearbeitet wird, ohne dass Ihre Kinder oder Ihr Partner permanent hineinkommen. Ebenfalls entscheidend für den Erfolg der Arbeit zuhause: Der oder die Homeworker/in muss sich selbständig organisieren können. Dazu zählt auch eine professionelle Zeiterfassung sowie gegebenenfalls ein Nachweis der erledigten Aufgaben.

Für welche Berufe ist Homeoffice heute schon gängig?

Home Office ist bereits in vielen Branchen und für viele betriebliche Funktionen weit verbreitet. Insbesondere qualifizierte Aufgaben, die überwiegend an Laptop oder PC erledigt werden können, eignen sich für die moderne Heimarbeit. Software-Entwickler oder System-Administratoren, Webdesigner oder Grafiker, Online-Marketing-Experten, Texter, PR-Fachleute oder Journalisten, aber auch Buchhalter und Sachbearbeiter arbeiten häufig im Home Office. Vertriebliche Arbeiten und Service-Aufgaben können ebenfalls im Home Office übernommen werden: zum Beispiel die telefonische Akquise von Kunden oder die Inbound-Telefonie, bei der Heimarbeitsplätze zu einem virtuellen Service Center zusammengeschaltet werden.

Haben Sie ein Recht auf Home Office?

Aktuell gibt es keinen umfassenden Rechtsanspruch darauf, zuhause zu arbeiten. Sie benötigen immer die Zustimmung Ihres Vorgesetzten. In einigen Arbeitsverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträgen werden bereits Teilansprüche auf Homeoffice-Tätigkeiten vereinbart. Zudem wird in der Politik über einen Gesetzesentwurf zu einem eventuellen, künftigen „Recht auf Home Office“ diskutiert. In besonderen Situationen, wie zum Beispiel der Corona-Krise 2020, nimmt die Anzahl der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit Heimarbeitsplatz deutlich zu. Sie sollten immer eine individuelle Rücksprache mit dem Arbeitgeber und eine einvernehmliche Lösung für Ihre Home Office-Tätigkeit anstreben.


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